Geschichte der Apotheke Peer

Am 14. Mai 1787 kaufte der Apotheker Johann Peter Paul Peer (1758 - 1836) das Haus und Inventar der im Jahre 1602 gegründeten Stadtapotheke in Brixen. Damit beginnt die Geschichte einer Familie, die in lückenloser Generationsfolge ihrem angestammten Beruf in ihrer Stadt bis auf den heutigen Tag verbunden geblieben ist und die Tradition eines Apothekenhauses pflegt, wie es im deutschsprachigen Raum nur noch wenige gibt. Dieser ungewöhnlichen Kontinuität und dem glücklichen Umstand, daß trotz der zahlreichen Umbauten und Modernisierungen der Apotheke das jeweils ausgemusterte Inventar nicht vernichtet sondern aufbewahrt wurde, verdanken wir eine Fülle hervorragend erhaltener Gegenstände, die als Geschichtsquellen von großer Bedeutung sind.

Diese sind nun im Pharmaziemuseum im gleichen Haus ausgestellt, einer Fundgrube für die pharmaziehistorische Realienkunde. Dort findet man neben dem früheren Mobiliar, alten Drogen und Chemikalienvorräten, Standgefäßen, Verpackungen, Etiketten, Mess- und Wägeinstrumenten auch historisches Laborgerät, wissenschaftliche Untersuchungsapparate und eine umfangreiche Bibliothek.

Die Lage der Stadt Brixen an einer der wichtigsten Handelsstraßen des alten Europa war der Internationalität ihrer Apotheke äußerst förderlich. Betrachtet man das „Handwerkszeug“ der Apothekergenerationen, so fällt auf, daß es von ausgezeichneter Qualität und stets auf der Höhe der Zeit war. Dies gilt sowohl für die verschiedenen Arbeitsgeräte zur Medikamentenherstellung als auch für das Instrumentarium zur chemischen und physikalischen Arzneimittelprüfung.

Der Wandel von der empirisch-handwerklichen Apothekerkunst zur wissenschaftlichen Pharmazie erweist sich deutlich an den hochspezialisierten Laboratoriumsgerätschaften, die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in die Apotheke Einzug hielten. Neben der Nürnberger und Augsburger Pharmakopoe, den Arzneibüchern aus London, Paris und Wien sowie den verschiedenen Ausgaben der österreichischen, bayerischen und preußischen Dispensatorien findet sich eine Fülle wissenschaftlicher Handbücher und Zeitschriften.

Am Beispiel der Stadtapotheke in Brixen lassen sich vierhundert Jahre Pharmaziegeschichte nachvollziehen und zwar nicht allein an schriftlichen, sondern vor allem an dinglichen Zeugnissen.

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